Danke, ich habe genug: 9 Lektionen meiner Ex-Freunde

Danke, ich habe genug: 9 Lektionen meiner Ex-Freunde

In meinem Leben gab es viele Männer. Manche von ihnen sind mir nahe gekommen. Andere sind nur in mir gekommen. Doch jeder von ihnen hat mir etwas beigebracht – freiwillig oder unfreiwillig. Deshalb ist es an der Zeit Danke zu sagen. Dieser Post ist eine Lobesrede an alle meine Ex-Freunde.

Liebe Verflossenen, die sich vielleicht zufällig hierher verirrt haben:
Dieser Post ist natürlich nicht für euch. Ihr seid lediglich ein Mittel zum Zweck, um auf humorvollem Wege ein paar Lebensweisheiten mit dem Internet zu teilen. Also fühlt euch bitte nicht zu doll geschmeichelt, wenn ihr euren Namen hier lest. Es sei denn, ich sage schmeichelhafte Dinge über euch – die dürft ihr ernst nehmen. Aber nehmt das auf keinen Fall zum Anlass, mir zu schreiben oder sonst irgendwie Kontakt zu mir aufzunehmen. Es gibt einen Grund, warum ihr nicht mehr in meinem Leben seid. Lassen wir es dabei.

Angelo: Fernbeziehungen sind Mist

Vor allem, wenn sie auch noch einseitig sind. Angelo, du hast mich verzaubert mit deinen blauen Augen und den goldblonden Engelshaaren. Jahrelang hing dein Foto im Posterformat in meinem Zimmer – an der Innenseite der Schranktür; denn immerhin war deine nackte Brust darauf zu sehen. Als Star warst du leider viel unterwegs mit deiner Familie, weshalb ich dich hauptsächlich auf MTV sehen konnte. Ich schrieb dir fast jeden Tag Briefe, habe aber nie eine Antwort erhalten. Wahrscheinlich hattest du zu viel zu tun. Schade, dass du so abwesend warst. Immerhin habe ich dadurch verstanden, dass Fernbeziehungen langfristig nicht funktionieren können.

Niklas: Selbst ist die Frau

Niklas war meine erste Real-Life Liebe. Ich sah ihn jeden Morgen auf dem Schulweg an der Straßenecke, wo ich auf eine Freundin wartete. Um kurz nach 7 kam er vorbei: ein Traum aus Einstecktüchern und Baskenmütze; hochgewachsen, dunkelhaarig und leider immer in Begleitung seines kleinen Bruders. Wir tauschten Blicke, wenn er an mir vorbeiging. Er roch nach Aftershave und Reichtum, ich nach Vanilledeo und Frühstücksflocken. Auf seinen T-Shirts prangte das Label von Dolce&Gabbana, auf meinem das von H&M. Er war sowas von eindeutig außerhalb meiner Liga. Zum Glück wusste ich das nicht. Aber wie sollte ich ihn ansprechen, während sein kleiner Bruder dabei zusah?

Letztendlich fand ich die Lösung: Ich fand einen Stapel Werbeflyer von der örtlichen Dorfdisco. Als Niklas am nächsten Morgen an der Straßenecke vorbeikam, tat ich, als würde ich Werbung für die Party machen und reichte ihm einen Flyer – mit meiner Handynummer auf der Rückseite. Schon wenige Stunden später schrieb er mir. Später gestand er, dass er mich auch schon lange ansprechen wollte, aber nie die Gelegenheit dafür fand. Unsere Beziehung hielt nur drei Monate und bereitete mir meine ersten brutalen Liebeskummer. Eines habe ich dennoch gelernt: Es lohnt sich immer, die Initiative zu ergreifen.

Jan: Ich bin genug, auch wenn ich scheiße bin.

Als Jan in mein Leben trat, klebte auf meinen Wangen noch das Salz der Tränen, die ich Niklas nachgeweint hatte. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, einen anderen Jungen zu küssen. War ich vor ein paar Monaten nie ohne Make-up aus dem Haus gegangen, war meine Mutter inzwischen froh, wenn ich morgens sie Schlafanzughose gegen eine Jeans tauschte. Ich war in mich gekehrt und grumpy. Niemand mochte mich in dieser Zeit sonderlich. Niemand, außer Jan. Unangepasst und fröhlich war er einfach da und brachte mich zum Lachen, obwohl ich mir sicher war, dass ich das gar nicht mehr konnte. Er war der erste Boy, bei dem ich mich fallen ließ: Denn er hatte meine hässliche Seite bereits gesehen und fand mich trotzdem gut. Ey Jan, wer immer dich abbekommen hat: Diese Person kann sich verdammt glücklich schätzen.

Dino: Sex ist mehr als Missionarsstellung.

Dino war das, was die meisten Menschen „gewöhnungsbedürftig“ nennen würden. Meine Eltern haben ihn gehasst. Meine Freund*innen fanden ihn schräg. Was genau mich dazu trieb, diesen Typen zu daten, weiß ich bis heute nicht: Unterm Strich hat es sich aber auf jeden Fall gelohnt. Denn dieser Freak war neugierig und experimentierfreudig. Seine beiden Haustier-Geckos kamen aus dem Augenrollen gar nicht mehr heraus, wenn sie zusahen, was da zwischen den Laken passierte. Dank Dino habe ich gelernt, was mich im Bett happy macht und was nicht. Alle seine Nachfolger können sich bei ihm bedanken.

Bart: Timing ist manchmal ein Arschloch.

Ich lernte Bart während meines Studiums kennen. Meine Mutter hätte uns am liebsten gleich zwangsverheiratet und das völlig zurecht: Der Boy war gutaussehend, wohlerzogen und hatte eine goldene Zukunft vor sich. Aber das Leben hatte Pläne für jeden von uns beiden und die passten so gar nicht zusammen. Wir waren mal on, mal off. Mal wollte ich mehr, mal er, aber irgendwie wollten wir es nie beide gleichzeitig. Mal zog es ihn ins Ausland. Mal zog es mich zu anderen Männern. Dann zog es uns wieder zueinander, aber richtige Nähe entstand daraus trotzdem nie. Es brauchte fast fünf Jahre, bis wir begriffen: Manche Lieben sollen einfach nicht sein.

Jan 2: Riechts toxisch? Dann renn!

In jeder Ex-Partner*innen-Historie gibt es einen Bodensatz und meiner heißt Jan 2. Mein Selbstwertgefühl muss damals ziemlich am Boden gewesen sein, als ich mich auf die Nummer eingelassen habe. Jan 2 war misogyn, bevor ich überhaupt wusste, was dieser Begriff bedeutet. Aber alles nur Spaß natürlich, man muss ja nicht jeden Spruch gleich so ernst nehmen, haha. Durch Jan 2 habe ich erfahren, was Gaslighting ist. Jan 2 nahm mich in den Polizeigriff, wenn ich mich mit anderen Männern unterhielt. Jan 2 nannte mich fett und hässlich – aber ich sollte deswegen bitte nicht heulen, sondern dankbar sein, dass er mich so nahm wie ich war. Leute, ich will gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Der Typ war scheiße. Macht sowas nicht. Das einzig Gute, was ich dieser Beziehung abgewinnen kann ist: Mein Radar für toxische Typen ist wesentlich feiner geworden und wenn ich den nächsten treffe, werde ich rennen.

Damian: Beziehungen brauchen Augenhöhe.

Ich lernte Damian kurz nach meinem Studium kennen. Wir waren beide gerade arbeitslos und mochten Paartanz. Das reichte scheinbar, um zwei Menschen zusammenzubringen. Ich zog vom Studentenwohnheim zu ihm nach Duisburg. Wenige Monate später fand ich einen Job in Stuttgart und er entschied sich, mitzukommen. Erst freute ich mich darüber. Dann begriff ich, dass ich in Damian keinen Partner, sondern einen Pflegefall gefunden hatte. Ich fand eine bezahlbare Mietwohnung für uns beide, während er noch nach seiner Schufa-Auskunft suchte. Ich organisierte unseren Umzug. Ich verdiente Geld, während er sich auf Jobs bewahrt. Ich ernährte uns drei Monate lang von meinem Volontariatsgehalt. Ich kümmerte mich um Steuererklärungen, Versicherungen und anderweitigen Papierkram. Ich wurde in dieser Beziehung erwachsen, weil es einen Erwachsenen geben musste. Und nach vier Jahren wurde mir klar, dass ich andere Erwachsene in meinem Leben wollte und keine Pflegefälle.

Dirk: Die Kunst ist stark in mir.

Lass es mich kurz machen, Dirk: Du und ich wir waren eine Katastrophe mit Ansage. Unsere Beziehung war eine real-life Soap, die nur aus Dramen und viel zu viel Alkohol bestand. Und dennoch warst du derjenige, der meine Kreativität entfesselt hat: Du hast die Saat ausgeworfen, aus der viele Gedichte, Kurzgeschichten und ein Roman entstanden sind. Du hast mir klar gemacht, dass in mir eine kreative Seele wohnt, und ich pflege sie bis heute.

Chris: Ich kann alles, was ich nicht kann.

Chris war meine bisher längste und beste Beziehung. Wenn ich aus den tausend Learnings, die ich daraus mitnehme eines auswählen muss, dann wähle ich den Mut, die Dinge zu tun, von denen ich keinen blassen Schimmer habe. Denn wo andere Männer meine Probleme für mich gelöst haben, hat Chris mich gezwungen, selbst die Lösung zu finden. In dieser Beziehung habe ich unter anderem gelernt, ELSTER zu benutzen, Bohrmaschine und Akkuschrauber zu bedienen und zu guter Letzt mein Eigenheim zu kaufen. Denn anders als andere Männer in meinem Leben wollte Chris mich nie abhängig, sondern immer nur stärker machen. Und das ist wohl das größte Geschenk, dass ich je in einer Beziehung bekommen habe.

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Brauche ich eine Beziehung?

Was genau ist eigentlich der Mehrwert von Beziehungen? Und kann ich die schönen Aspekte der Partnerschaft nicht auch auf andere Art in meinem Leben haben? Was mir aus Beziehungen fehlt…

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One response to “Danke, ich habe genug: 9 Lektionen meiner Ex-Freunde”

  1. […] dieser Metapher will ich jetzt nicht sagen, dass alle meine Verflossenen Vollkatastrophen waren (nicht alle). Tatsächlich fühle ich mich schon mein Leben lang zu Männern […]

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