5 Fragen an dich: Wie viel Single will ich sein?

5 Fragen an dich: Wie viel Single will ich sein?

Als Singles werden wir geboren und als Singles gehen wir von dieser Welt. Dazwischen können wir uns verpartnern. Manche Menschen verschmelzen in Beziehungen regelrecht mit ihrer Partnerperson. Andere fühlen sich eingesperrt, wenn die Bindung zu eng wird. Wieder andere bevorzugen das Leben allein. In einer Welt, wo all diese Beziehungsformen möglich sind, liegt es an uns, herauszufinden, was uns glücklich macht.

Was Kurzfristiges, was Langfristiges, ein bisschen poly, bitte nicht zu viele Verpflichtungen. Wenn Dating-Apps eine Kategorie für den Beziehungstyp brauchen, ist schon vieles gesagt: Das traditionelle Partnerschaftsmodell hat ausgedient. Beziehungen lassen sich nach persönlichen Vorlieben gestalten und das ist gut so. Denn so können wir auch in einer Partnerschaft Individuen bleiben. Damit das gelingt, müssen wir uns jedoch im Klaren darüber sein, welches Konzept uns glücklich macht: Wie viel Freiraum wir brauchen und wie viel Nähe, wie viele Verpflichtungen wir eingehen wollen und können, wie exklusiv sollen Liebe und Sexualität für uns sein? Mit anderen Worten: Wie viel Single wollen wir auch in unseren Partnerschaften bleiben?

Die Psychologin Dr. Bella DePaulo hat für ihr Buch “Single at Heart” ein Quiz konzipiert mit dem Titel “Are you Single at Heart?“. Innerhalb von 15 Fragen erhält man eine Antwort darauf, ob man zum ewigen Single geschaffen ist. Die Antwort, die ich erhielt war: Nein. Und dennoch viel mein Score wesentlich höher aus, als ich zuvor erwartet hätte. Hier kannst du das Quiz selbst machen. Deshalb muss ich mich schon fragen: Kann mich das klassische Beziehungspaket mit viel Nähe und Verbindlichkeit überhaupt glücklich machen? Lass mich ein paar Themen aus dem Quiz teilen, die mich besonders beschäftigt haben. Vielleicht hast du auch schon einmal darüber nachgedacht?

Zeit allein: Wie viel brauchst du?

Als ich das letzte Mal Single war, hat die Aussicht auf einen Abend allein Panik in mir ausgelöst. Vor allem fürchtete ich, dass die Einsamkeit alte, ungesunde Gefühle und Verhaltensmuster in mir auslösen könnte (davon hatte ich einige in meinen 20ern). Deshalb versuchte ich, mir für jeden Abend etwas vorzunehmen, um all den Gefühlen erst gar keine Chance zu geben.

Ich musste erst 37 werden, um zu lernen, wie man das Alleinsein zelebriert und inzwischen brauche ich diese Zeit für mich. Ich kann mir nicht mehr vorstellen, dass jeden Tag jemand hier ist oder sogar das Bett mit mir teilt – es ist so komfortabel, die ganze Breite voll ausnutzen zu können. Es gibt Abende, an denen ich mit niemandem reden will. Wenn ich mir eine Tüte Chips und einen schlechten Film reinziehen will, möchte ich niemanden an meiner Seite habe. Entsprechend brauche ich einen Partner, der das versteht und idealerweise genauso empfindet.

Große Pläne: Ziehst du alleine durch?

Ein Umzug ins Ausland? Ein spannendes Jobangebot? Endlich mal einen Marathon laufen? Manche Menschen wünschen sich, dass ihr Partner, Ihre Partnerin sie in großen Entscheidung und sogar dabei mitmacht. Und ich verstehe das total: Viele Ziele lassen sich leichter verfolgen, wenn ein Partner, eine Partnerin mitzieht: Man motiviert sich gegenseitig und verstärkt die Verpflichtung gegenüber sich selbst mit einer sozialen Verpflichtung. Für mich funktioniert das nicht. Wenn ich mir ein Ziel setze, bitte ich niemanden, mitzumachen – im Gegenteil: Ich fühle mich dann dafür verantwortlich, dass die andere Person das Ziel auch erreicht und dieser Gedanke überfordert mich. Das meine ich nicht böse: Wenn mir etwas wichtig ist, bin ich gerne ganz bei mir selbst und blende meine Umgebung aus. Ein Partner, der am liebsten alles gemeinsam machen möchte, wäre ein schlechtes Gegenstück für mich.

Wer soll der wichtigste Mensch in deinem Leben sein?

Fragt man Menschen in Beziehungen, wer der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist, nennen die meisten ihren Partner, ihre Partnerin. Ob sie das wirklich so empfinden, oder ob das einfach die sozial erwünschte Antwort ist, sei mal dahingestellt. Tatsächlich neigen Menschen in Beziehungen häufig dazu, sich sozial ein wenig einzuigeln: Sie konzentrieren sich sehr auf ihre Partnerpersonen und verbringen weniger Zeit mit Freund*innen. So lange die Beziehung hält und glücklich ist, kann das unter Umständen reichen. Nachdem ich nun aber mehrmals den “wichtigsten Menschen in meinem Leben” verloren habe, stehe ich diesem Konzept inzwischen aber sehr skeptisch gegenüber. Ich habe Freund*innen, mit denen mich verbindet als jeder zukünftige Partner jemals erreichen könnte – Menschen, die mich länger kennen und in jeder lebenslange bedingungslos unterstützt haben. Diese Leute werden bei mir immer an erster Stelle stehen.

Zum anderen halte ich es grundsätzlich für unklug, eine Einzelperson zum Lebensmittelpunkt zu machen. Kluge Anleger*innen kaufen ja auch bei mehreren Firmen Aktien ein. Für einen potenziellen Partner bedeutet das: Du wirst bei mir nicht immer an erster Stelle stehen. Ich werden immer viel Zeit mit meinen Freund*innen verbringen wollen. Und ich fände es echt sexy, wenn du auch gute Freundschaften pflegst und dich nicht sozial von mir abhängig machst.

Sexualität: Wie exklusiv soll es werden?

Die allermeisten Paarbeziehungen sind monogam und legen sich das biblische Gebot auf, die Ehe nicht zu brechen. Und für eimige funktioniert das bestimmt auch, weil ihnen ein Sexualpartner genügt oder ihr Sex für sie ohnehin keine große Rolle spielt.

Dann gibt es aber auch Menschen, die fremdgehen, sich in andere verlieben oder sich gefangen, weil die monogame Beziehung ihre sexuellen Bedürfnisse nicht erfüllt. Jetzt könnte man diese Menschen als charakterschwach bezeichnen und sie weiterhin in ein veraltetes Konzept zu pressen. Oder man akzeptiert, dass nicht jeder für die reine Monogamie gemacht ist. In diesem lohnt eine Überlegung, wie offen eine zukünftige Partnerschaft gestaltet sein müsste.

Was kommt dir zuerst den Sinn, wenn du an die Liebe deines Lebens denkst?

Denkst du an eine reale oder noch imaginäre Person? Möglicherweise an eine (potenzielle) Partnerperson? Wir sind traditionell darauf getrimmt, die Liebe in anderen Menschen zu finden. Wenn es dich wirklich vollkommen ausfüllt, den Einen, die Eine zu finden und dein Leben mit dieser Person zu teilen, drücke ich dir von Herzen die Daumen, dass du diese Person findest. Doch nicht jeder Mensch die Liebe seines Lebens in einer romantischen Beziehung. Für manche ist Partnerschaft eine angenehme Zwischenstation im Lebenslauf, während ihr Zug aber eigentlich woanders hinfährt.

Ich habe meine große Liebe in der Poesie gefunden. Andere finden sie in ihrer Arbeit, in einem Hobby, einem Ort. Für meine zukünftige Partnerschaft bedeutet das nicht zwangsläufig eine Einschränkung. Sofern mein Zukünftiger ertragen, dass er sehr wahrscheinlich nicht die Liebe meines Lebens sein wird. Für den ein oder anderen mag das schwer zu ertragen sein. Aber es hat auch einen immensen Vorteil: Wenn ich das größte Glück im Leben nicht bei meinem Partner suche, hat er auch eine deutlich kleinere Verantwortung dafür.

Lisa sitzt mit einer Tasse in der Hand auf dem Sofa.

WEiterlesen

Mehr Liebe für dich

Verliebst du dich auch gerne in Menschen, die dir nicht gut tun? Die emotional nicht bereit für eine Beziehung sind, dich warmhalten oder deine Zuneigung ausnutzen, um sich von ihren eigenen Problemen abzulenken?

Dann geht es dir wie mir. Lass uns gemeinsam in mehr Selbstliebe investieren.

Fazit: Im Geiste immer Single

Zum Dauersingle bin ich nicht geschaffen. Ich habe gerne in Beziehungen gelebt und langfristig würde ich mir wieder eine Partnerperson wünschen. Allerdings haben sich meine Ansprüche deutlich geändert: Ich brauche deutlich mehr Zeit für mich selbst, Freund*innen und Hobbys. Heiraten und Familienplanung haben bei mir keine Priorität mehr und ich müsste mich schon dolle verlieben, um aus meiner schnuckeligen Zweizimmerwohnung wieder auszuziehen. Ich nehme zunehmend wahr, dass ich eine eigene Person bin und auch bleiben möchte. Deshalb will ich mich nicht mehr in einem anderen Menschen verlieren. Das macht die Partnersuche mit 37 nicht unbedingt leichter. Aber ich bin nicht mehr bereit, mich auf weniger einzulassen. Und sollte ich unter diesen Bedingungen irgendwann fündig werden, kann ich mir zumindest sicher sein, dass diese Partnerschaft mein Leben bereichern wird.

Lisa-Marie Avatar
Verified by MonsterInsights