Manchen Menschen fällt es ganz leicht, alleine zu sein. Andere fühlen sich in Liebesbeziehungen wohler. Aber warum eigentlich? Was kann die Partnerschaft einem Besonderes geben und kann man das nicht auch woanders bekommen?
In meinem letzten Post habe ich beschrieben, warum mir das Singlesein Angst macht. Das muss im Umkehrschluss ja bedeuten, dass ich mich in Liebesbeziehungen immer rundum wohl und glücklich gefühlt habe. Und dazu kann ich nur sagen: Lol.
Ich will meine verflossenen Partner jetzt nicht schlecht machen. Jeder von ihnen hatte und hat einen besonderen Platz in meinem Herzen – manche in der gemütlichen Wohnstube, andere eher im Keller, da wo die Sachen liegen, die man nie wieder braucht aber die man leider auch nicht wegwerfen kann. Aber egal, welchen Raum ich meinen Ex-Partnern zugestehe: Mit keinem von ihnen war ich immer nur glücklich. Mit manchen war ich sogar hauptsächlich unglücklich. Aber selbst diese Liebesbeziehungen haben mir etwas gegeben, was mich hat durchhalten lassen. Und das muss schon ziemlich guter Stoff gewesen sein, wenn ich bedenke, was ich alles dafür in Kauf genommen habe.
Meine Drogen in Liebesbeziehungen
Inzwischen habe ich gelernt, dass ich mir meinen Stoff auch anderweitig beschaffen kann – nicht immer als Premium-Heroin. Aber für die meisten Partnerschaftsdrogen gibt es sehr gute Methadon-Varianten. Letztere haben den Vorteil, dass sie dich nicht von einer anderen Person abhängig machen und dir damit jederzeit zur Verfügung stehen. Das Rauscherlebnis muss dabei nicht zwangsläufig schlechter sein.
Hier sind meine Top 6 Drogen und die besten Ersatzstoffe dafür.
Intimität: kein exklusives Feature von Liebesbeziehungen
Nachts unter der Bettdecke kuscheln und einander die dunkelsten Geheimnisse anvertrauen, die man nicht einmal wagte in sein Tagebuch zu schreiben – klingt das ansprechend für dich? Ja dann geht es dir wie mir. Grundsätzlich fällt es mir schwer, mich anderen Menschen zu öffnen und meine verletzliche Seite zu zeigen. Bisher haben nur Liebesbeziehungen mir die Geborgenheit gegeben, die ich brauchte, um meinen Schutzpanzer aufzubrechen und mich fallen zu lassen. Deswegen ist Intimität definitiv ein Aspekt von Partnerschaft, den ich vermisse.
In den letzten Monaten habe ich zunehmen erlebt, dass Intimität aber gar nicht exklusiv auf Liebesbeziehungen beschränkt sein muss. Denn dafür muss man gar nicht mit einem Mann unter der Bettdecke liegen. Alles, was ich dafür brauchte waren meine zwei besten Freundinnen, eine Flasche Wein und die BFF-Rubrik der BRAVO Girl. Eine Liste mit den wichtigsten Fragen, die man seiner BFF unbedingt mal gestellt haben sollte, machte den Zauber komplett. Obwohl wir uns zu diesem Zeitpunkt schon seit sechs Jahren kannten, haben wir uns noch einmal völlig neu kennengelernt: Geheimnisse wurden geteilt, Tränen vergossen und Liebe ausgetauscht. Dieser Moment war magischer als jeder erste Kuss, den ich in meinem Leben hatte.
Kuscheln, aber mit wem?
That’s a tricky one und ich sage gleich vorab: Hier gibt es meiner Meinung nach keine Allround-Lösung. Je nachdem, wie tickst, kannst du Premium-Stoff bekommen. Meine Wahl fällt hie ganz klar auf das Methadon. Aber der Reihe nach.
Körperkontakt ist schon ziemlich geil und damit meine ich nicht nur Sex. Einfach mal den Rücken gekrault bekommen oder Löffelchen liegen ist schon eine ziemlich schöne Sache und ich glaube ich muss nicht erklären, warum mir das an Liebesbeziehungen fehlt. Hier sind die Varianten:
Die Heroin-Variante
Niemand hat gesagt, dass man für Kuscheln in einer festen Partnerschaft sein muss. Wenn du Freund*innen hast, die kein Problem mit körperlicher Nähe haben: Go for it. Für Frauen war es ja noch nie ein Tabu, einfach mit der besten Freundin zu kuscheln. Männer könnten sich davon vielleicht was abschauen und beim nächsten Bundesligaspiel einfach mal Löffelchen liegen. Auch eine Möglichkeit: Kuschelpartys in Privathaushalten. Man trifft sich mit mehreren Menschen bei jemandem zuhause, mit der Absicht nicht-sexuelle Zärtlichkeiten auszutauschen. Persönliche Grenzen einzuhalten steht dabei natürlich an erster Stelle.
Die Methadon-Variante
Ich persönlich bin nicht der größte Fan von körperlicher Nähe mit anderen Menschen. Deshalb muss meine Hündin herhalten, um mein Kuschelbedürfnis zu erfüllen. Ich glaube für sie ist das eine Win:Win-Situation. Und wenn es doch mal menschliche Hände sein sollen: So ein Besuch im Massagesalon ist jeden Euro Wert.
Sex außerhalb von Liebesbeziehungen
Es ist schon witzig: Viele Singles wünschen sich Liebesbeziehungen, weil sie gerne regelmäßig Sex hätten. Gleichzeitig wünschen sich viele Menschen in Partnerschaften, überhaupt mal wieder Sex zu haben. Aber okay, sage wir mal: Eine feste Partnerschaft bietet zumindest die Option auf regelmäßigen Sex.
Die Heroin-Variante
In Zeiten, wo One Night Stands, Friends with Benefits und Affären unter dem Namen Casual Dating zusammenkommen, mangelt es auch für Singles nicht an Gelegenheiten. Aber mehr noch als beim Kuscheln ist das ein nicht ganz ungefährliches Pflaster. Abgesehen von den Gesundheits- und Sicherheitsrisiken, die Sex mit wechselnden oder unbekannten Partnern mit sich bringt, können auch die eigenen Gefühle ganz doll im Weg sein. Es soll ja Menschen geben, die Sex und Gefühle voneinander trennen können. Eine Kompetenz, die ich persönlich gerne hätte. Aber ich gehe mit BWL-Justus ins Bett, weil ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass ich BWL-Justus bei Weitem nicht spannend genug finde, um mich in ihn zu verlieben. Dann habe ich Sex, Hormone machen Hormondinge und zack: Ich bin unsterblich in BWL-Justus verliebt und dann heartbroken, weil er meine Gefühle nicht erwidert.
Die Methadon-Variante
Ich persönlich brauche nicht ständig einen Partner, um meine sexuellen Bedürfnisse zu erfüllen. Grundsätzlich akzeptiere ich nur noch einmalige Sexpartner, die ich danach garantiert nicht wiedersehen muss. Ansonsten mache ich es so, wie in langjährigen Beziehungen: Wenn man lange genug keinen Sex mehr hatte, lässt das Verlangen danach auch irgendwann nach. Und es gibt ja noch so viele andere schöne Dinge im Leben.
Beschäftigung: Liebesbeziehungen als Unterhaltung
Ich sag’s wie es ist, Leute: Eine Beziehung ist letztendlich auch nur eine Art von Hobby, nur dass man sich eben nicht mit einer Aktivität, sondern mit einem anderen Menschen befasst. Liebesbeziehungen beanspruchen zeitliche Ressourcen (Dates), geistige Kapazitäten (ob man nun tagträumt oder wieder mal gestritten hat) und Geld (gemeinsame Unternehmungen, Geschenke etc.). Auch intensives Dating für die Partnersuche kann eine Art von Hobby sein – wenn auch eher ein toxisches. Nach meiner letzten Trennung hatte ich mit einem Mal sehr viel Zeit, weil ich micht nicht mehr mit den Problemen meiner Partnerschaft beschäftigen musste.
Hier gibt es eine ganz klare Premium–Alternative: Such dir ein richtiges Hobby. Am besten eins, in dem du dich so sehr verlieren kannst, dass du gar nicht auf die Idee kommst, dein Handy auf Nachrichten von deinem neuen Crush zu checken.
Bestätigung ohne Liebesbeziehungen
Ich bin ein komplexbehaftetes kleines Schäfchen und ich blühe richtig auf, wenn ich plötzlich jemanden habe, der mir jeden Tag sagt, wie fantastisch ich bin. Ich würde lügen, wenn ich behaupte, dass ich aus männlicher Aufmerksamkeit keine Bestätigung ziehe. Dumm nur, wenn man darauf angewiesen ist, diese Bestätigung von außen zu bekommen.
Natürlich kann man sich auch Bestätigung von anderen Menschen außerhalb von Liebesbeziehungen holen. Aber wenn ich von meinen Freunden verlange, täglich mein Ego aufzubauen, stehe ich vermutlich bald ziemlich alleine da. Also muss ich einen Teil der Aufbauarbeit selbst übernehmen. Je nachdem wie tief die Selbstzweifel sitzen kann das echt harte Arbeit sein. Und sich selbst im Spiegel selbstbewusst anzulächeln wird sich für mich wohl immer schräg anfühlen. Aber zumindest habe ich damit aufgehört, mich ständig zu kritisieren. Und das ist doch auch schonmal ein guter Anfang.
Sicherheit durch Partnerschaft?
Ich mochte den Gedanken, dass mein Partner bis an mein Lebensende für mich da sein wird und mich in allen Lebenslagen unterstützt: ob ich nun meinen Job oder einen Elternteil verliere, krank werde oder vielleicht irgendwann einmal Pflege benötige. Ja, der Gedanke ist schön. Aber es gibt keine Garantie dafür, dass er nicht einfach eine Wunschvorstellung bleibt. Zweimal hatte ich schon geglaubt, den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Dennoch war ich in den wichtigsten Momenten meines Lebens immer alleine – und habe trotzdem überlebt.
Auch für diese Droge gibt es ein Premium-Gegengift: sich selbst Sicherheiten schaffen. Das können Netzwerke mit Freunden und Bekannten sein, die man im Notfall zur Hilfe rufen kann. Ein Sparkonto, das einem durch finanzielle Krisen rettet. Und es schadet definitiv auch nicht, mit Mitte 30 mal ernsthaft über seine Altersvorsorge nachzudenken. All das sind Sicherheiten, auf die ich mich tatsächlich verlassen kann. Denn sie werden mich nicht eines Tages verlassen, weil sie es einfach nicht mehr so fühlen mit mir.
Liebesbeziehungen: Pick your drug
Mein Fazit: Für fast alles, was man in Beziehungen bekommt, gibt es einen mindestens gleichwertigen, wenn nicht sogar wertvolleren Ersatz. Natürlich habe ich gelegentlich immer noch Lust auf das Original. Aber dadurch, dass ich die meisten meiner Bedürfnisse selbst erfüllen kann, ist das Verlangen danach nicht mehr so überwältigend und der Preis, den ich dafür zu zahlen bereit bin, ist deutlich gesunken.
2 responses to “Was ich an Liebesbeziehungen vermisse. Nicht.”
[…] suchst du jemanden, der dich von deinen Problemen ablenken soll? Erwartest du von einem Partner Bestätigung und Ablenkung, weil du dir selbst nicht genug bist? Ich bin in Beziehungen geflüchtet und wurde auch als Flucht […]
[…] einen hat Pepper einfach den krassesten Hundeblick. Zum anderen gibt mir unsere Beziehung vieles, was ich mir in früheren Partnerschaften gewünscht hätte. Zum […]